Im Spätsommer 2018 initiierten der BUND Brandenburg und die Bürgerinitiative Roddahn MINUS Putenmast eine Petition „Zur sofortigen Schließung der Roddahner Putenmastanlagen“ in Roddahn. Hintergrund war der Wunsch, ein größeres Bewusstsein und eine weitere Sichtbarkeit für die Problematik in den Putenmastanlagen in Roddahn zu schaffen und damit auch eine Beschleunigung Diskussions- und Lösungsprozesse zu erwirken.

Demonstration am 1. September 2018 in Roddahn (c) privat.

Am 1. September 2018 eröffneten der BUND Brandenburg und die Bürgerinitiative Roddahn MINUS Putenmast die Petition mit einem bunten Demonstrationszug durch das Dorf Roddahn. Mehr als 100 große und kleine Menschen nahmen daran teil und brachten ihren Unmut über die aktuelle Situation, aber auch ihre Hoffnungen auf baldige Bewegung und Besserung zum Ausdruck.

Vor der zweiten Anlage werden in Gedenken an die leidenden Puten Herzen und Blumen in Kreide auf die Zufahrt gemalt. (c) privat.

Die Übergabe der Petition an den brandenburgischen Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger erfolgte am 16. Januar 2018 vor dem Landtagsgebäude in Potsdam. 1538 Unterschriften hatten die Initiatoren insgesamt gesammelt und damit ein deutliches Zeichen gesetzt.

Im Vorfeld der Übergabe fand ein kurzer Demonstrationszug statt. Nach einigen Begrüßungsworten von Hedwig Wischer (Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative Roddahn MINUS Putenmast e. V.) lief die Demonstration mit ca. 35 Teilnehmer*innen zum Brandenburger Landtag. Vor dem Landtagsgebäude fand eine Kundgebung mit Redebeiträgen von Hedwig Wischner und Andreas Gahl (Schulleiter der Nachbarschaftsschule Roddahn und Mitglied der Bürgerinitiative Roddahn MINUS Putenmast) statt. Auch ein Appell an den Betreiber der Putenmastanlagen in Roddahn Thomas Storck wurde verlesen. Darin wurde Herr Storck aufgefordert, endlich alle Bauauflagen zu erfüllen und seine Produktion mit Rücksicht auf Menschen, Tiere und Umwelt umzustellen.

Hedwig Wischner verliest Aufruf an Herrn Thomas Storck vor dem Brandenburger Landtag (c) privat.

Vom BUND Brandenburg nahm der Minister Vogelsänger einen Ordner mit den 1538 Unterschriften entgegen. Vonseiten der Bürgerinitiative wurde ihm persönlich und in Kurzform die Situation in Roddahn geschildert. Zusätzlich wurde ein Ordner mit verschieden Informationsmaterialien zur Sache überreicht. Der Ortsvorsteher von Roddahn Jan Malo sprach eine herzliche Einladung an den Minister aus, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen.

Minister Jörg Vogelsänger nimmt die Petition von einem Vertreter des BUND Brandenburg entgegen. (c) privat.

Neben dem Minister nahmen sich weitere Vertreter*innen des Brandenburger Landtags von der SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke Zeit, der Übergabe beizuwohnen. Gemeinsam versprachen sie, die Bürgerinitiative, den BUND Brandenburg und ihre vielen Unterstützer*innen in ihrem Anliegen zu unterstützen und sicherten auch dem Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg ihre Unterstützung in der Sache zu.

Die Bürgerinitiative Roddahn MINUS Putenmast e. V. ist zufrieden mit dem Ergebnis ihres Ausflugs nach Potsdam, wie auch dem Erfolg der Petition überhaupt und bedankt sich herzlich bei allen Unterstützer*innen der Petition und vor Ort.

Den vollständigen Wortlaut der Petition finden Sie im Folgenden wiedergegeben:

Sofortige Schließung der gesundheitsschädlichen und tierwohlmissachtenden Putenfarm in
Roddahn

Bitte unterschreiben Sie gegen die stinkende und tierquälerische Putenfarm in Roddahn!

Aufruf

Sehr geehrter Minister Vogelsänger, sehr geehrter Minister Ludwig,

durch zwei Putenanlagen der Gut Jäglitz GmbH & Co. Agrar KG wird seit fast 20 Jahren die Gesundheit der Anwohner*innen in Roddahn gefährdet sowie der gesetzlich vorgeschriebene Tierschutz nicht eingehalten.

Zwei Gutachten von 2013 und 2015 belegen die massive Geruchsbelästigung im Ort an 35 % der Tage, welcher damit doppelt so hoch ist wie es der Grenzwert für die Dorfstruktur zulässt. Das Landesamt für Umwelt erteilte 2016 eine „nachträgliche Anordnung“ zur Reduktion der Immissionen auf maximal 20 % der Tage im Jahr. Der Betreiber legte 2017 Widerspruch, und nach dessen Zurückweisung 2018 Klage ein.
Der NDR und die Tagesschau strahlten 2016 schockierende Filmaufnahmen von blutenden und verendenden Puten aus Roddahn aus. Schon 2012 berichtete die „Märkische Allgemeine“ von 1.000 verendeten Puten.
Trotzdem hat sich bis heute nichts verändert!

Wir fordern Sie auf:
Beenden Sie die Gesundheitsgefährdung und das gravierende Tierleid – schließen Sie mit sofortiger Wirkung die zwei Putenfarmen in Roddahn!

Mit freundlichen Grüßen

(Vorname Name, Ort)

Hintergrund

1999 nahm die Fa Berger als Vorgänger der „Gut Jäglitz GmbH“ auf dem Gelände einer ehemaligen Milchkuhanlage eine Putenmastanlage mit 21.000 Puten in Betrieb. Die „Fürs Tier GmbH“ errichtete 2001 auf dem Gelände eines ehemaligen Schafstalls eine Putenmastanlage mit 8.000 Puten, obwohl sich eine Schule und eine Kita in unmittelbarer Nähe befinden. Die Schüler*innen und Lehrer*innen berichteten von starkem Gestank. Die Krankheitsrate der Schüler*innen durch Atemwegserkrankungen stieg deutlich an.

Erst Jahre nach Betriebsbeginn installiert der Anlagenbetreiber erhöhte Abluftschächte, die
allerdings schon in den Nebenbedingungen der Genehmigung gefordert worden waren. Weitere
ebenerdige Lüftungsanlagen, die die Hauptlast der Immissionen tragen, blieben aber weiter in
Betrieb.

Der Gestank im Ort nahm nicht ab. Zudem wurden Tierrechtsverletzungen beobachtet. Darum gründete sich 2009 die Bürgerinitiative (BI) „Roddahn MINUS Putenmast“. Zusammen mit ihrem Rechtsanwalt beantragte die BI 2011 eine „nachträgliche Anordnung nach Bundesimmissionschutzgesetz“. Mit dieser sollte sichergestellt werden, dass es nicht mehr zu schädlichen Umwelteinwirkungen im Ort kommt. Erst im Jahr 2016 stellte das Landesamt für Umwelt die „nachträgliche Anordnung“ zur Geruchsreduktion an den Betreiber. Der Betreiber legte 2017 Widerspruch, und nach dessen Zurückweisung 2018 Klage ein.

Solange das Gerichtsverfahren nicht abgeschlossen ist, wird weiterhin die Gesundheit der Roddahner*innen gefährdet und das Tierwohl verletzt.

Wir wollen nicht länger warten, dass noch mehr Menschen krank werden und noch mehr Puten
verenden. Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Stimme.

Unterschreiben Sie JETZT für die Schließung der rechtswidrigen Putenfarmen!